Samstag, 24. Januar 2009
 
Von schwulen Königen und blauen Bären PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Roman Gutsch   
Mittwoch, 20. Februar 2008

Das Jugendtheaterstück "König und König" gefiel der FPÖ gar nicht — dabei sollte doch gerade die FPÖ dafür das meiste Verständnis haben, meint Roman Gutsch.

Eduard Schock ist schockiert und schockiert mit einer Aussendung: Kinder werden im Jugendtheater Dschungel Wien mit „schicker“ Homosexualität konfrontiert. „Quasi durch die Hintertüre“ wolle man, konkret die SPÖ, ihnen die „Homosexualität schmackhaft machen.“ Das schmeckt dem schockierten Klubobmann der Wiener Freiheitlichen freilich nicht. Er sieht die „Familie als gewachsene Struktur“ in Gefahr, die Jugend bedroht, wenn ein harmloses Stück über schwule Liebe im Kindertheater Dschungel aufgeführt wird.

Das Theaterstück „König & König“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Linda de Haan und Stern Nijland erzählt die Geschichte von einem Prinzen, der die Thronfolge antreten und heiraten soll. Bei der für ihn organisierten Brautschau fühlt er „nichts Schmetterlingliches, Prickelndes“ bis ein Prinz, der Bruder einer Prinzessin, in Erscheinung tritt. Ein nettes Stück übers Verlieben, nur nicht so verstaubt und reaktionär wie viele Märchenklassiker, an deren Ende sich ein heterosexuelles Paar für alle Ewigkeit findet.

Kindern ist die Realität homosexueller Liebe natürlich zumutbar. In jedem Alter. Vor allem sollen sie sich mit dem Beginn der genitalen Sexualität annehmen können, wie sie sind, und nicht von Rollenerwartungen in Opposition zu sich selbst oder in Abgrenzung zu anderen gebracht werden.

Nur FPÖ-Funktionäre, die sich fiebernd vor Homosexualität ängstigen, können dieses Stück nicht so amüsiert annehmen wie das junge Publikum, sie müssen den schwulen Königen gleich eine kleinformatige Krone aufsetzen. Die journalistische Krönungsmesse hielt Michael Jeannée ab. Er unterstellte dem Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny „nicht mehr ganz richtig zu ticken“, weil er Kinder in einem „morbiden Sinnes- und Gefühlsdschungel“ aussetzt, anstatt das „subventionierte Homo-Stück“ abzusetzen.

Harmlos wie das Stück „König & König“ ist nur die Bildergalerie auf der Webseite des steirischen RFJ. Kein Preisschnapsen, kein Ausflug, kein Frühschoppen, kein Jugendtag, der fotografisch dokumentiert ist, an dem nicht fesche, junge Männer ihre Arme um die Schultern und Taillen ihrer Gesinnungsgenossen legen, miteinander tanzen und/oder von reiferen Funktionären umarmt werden. Zu den Schnapsturnieren der Jugend finden sich sogar ältere Freiheitliche ein, die sich mit Strache-Bären (Anm.: FP-Schlüsselanhänger in Teddy-Form) an den Ohren feminin geben und sich dennoch bodenständig, männlich herzen.

Kurzum: Wenn das Kindertheaterstück, das bis heute im Dschungel Wien zu sehen war, anstößig ist, ist es die besagte Homepage des RFJ auch. Nur die Gefahr, die vom RFJ für die Jugend ausgeht, ist nicht das in Blau gehaltene kollektive Knuddeln, sondern das monströs bösartige Weltbild, das der FPÖ zugrunde liegt.


Links

"König und König" im Dschungel
Bildergalerie RFJ

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